Das Wappen ist keine Ware, es entzieht sich dem profanen Handel und doch trifft man auf der Konsumentenmesse, im Einkaufszentrum oder im Internet kleine Helfer die rasch ein Wappen ausdrucken, das zum Namen oder zur Familie rätselhaft Beziehung nimmt. Sind die großen Symbole aus der Geisteshaltung des Rittertums degeneriert zu Schmuckobjekten für den Konsumenten? In der Tat, ein Heer von Dilettanten beschäftigt sich mit Genealogie, erzeugt naive Patina und das Doublé einer unverstandenen Heraldik. Soll man sich da beschweren? Nun es hat "Wappenklau" und "Wappenschrott" immer gegeben in der 1000-jährigen Geschichte der Heraldik und die gesamte Population von sogenannten redenden Wappen sind eigentliche "Wappenkalauer". Solche Umtriebe an Ihren Rändern haben die Heraldik nie erschüttert sondern eher Humor herausgefordert.
Geschadet haben dagegen die moderne Gleichgültigkeit und das modische Vergessen, der destruktive Umgang mit Traditionen und die Versachlichung unserer Welt. Daß nach langer Abstinenz jetzt boomartig Wappen an den Mann gebracht werden, der Kommerz ist milde zu belächeln, aber die Tatsache freut und sie deckt sich mit einem Trend: Viele Menschen sind dabei, ihre Lifestyles umzudrehen. Zutage tritt eine tiefe Sehnsucht nach Bewußtseinserweiterung, Spiritualität, sozialer Einordnung und Selbstfindung in der ehrwürdigen abendländischen Tradition.