Vom Uhrenkult einmal abgesehen, hat sich das Schmuckbedürnis des Herrn stark zurückgebildet. Nur der Wappenschmuck verteidigt sein Privileg in den oberen Etagen der Gesellschaft und behält eine rätselhaft distinguierte, rätselhafte Ausstrahlung. Kein vergleichbarer Wertgegenstand versteht es besser, sich Modeeinflüssen und der Inflationierung durch Mengenfertigung zu entziehen. Nachdem der Herold ein einmaliges Motiv geschaffen hat oder ein altgeführtes Wappen vorliegt, ist der Weg eines Miniaturen-Kunstwerks vorgezeichnet, das in seiner Komposition für einen besonderen Menschen bestimmt ist. Die tradierten Schmucksteine Achat, Calcedon, Lasurit sind mikrokristalline, körnige Aggregate, die splittrig brechen. Ihre Verarbeitung ist eine Herausforderung an den Goldschmied. Er wird den Siegelring niemals treiben, sondern als Einzelstück maßgenau gießen, massiv verböden, den Stein kunstvoll fassen und für Schliff und Politur nevellieren. Der Steinschleifer liefert den paßgenauen Tafelstein,

mühevoll gewonnen aus dem Konglomerat, in gewünschter Schliffform und erlesener Struktur der Mineraleinschlüsse und Stichfarben. Die individuelle Konsistenz der Steine und die Einmaligkeit des Wappenmotivs erfordern als Ultimo der Wertschöpfung die Handarbeit der Glyptiker. Ihre introvertierende Kunst der Miniatur ist nur wenigen Menschen geläufig. In ihren stillen Werkstätten verlieren Sie sich an die Faszination ihrer Werkstücke und die tiefgründige Ästhetik des Wappens, tradiert durch das Geschick ihrer Hände.